Wie ihr schon an unseren beiden letzten Texten im Rahmen unseres Projekts „Ein Tag im Leben von“ sehen konntet, setzen wir inhaltlich immer einen besonderen Schwerpunkt. Bei Maurizio war uns der Themenkomplex „Wohnen“ sehr wichtig, während wir uns bei Melvin das Thema „Arbeiten“ näher angeschaut haben.
Im Zuge unseres WohnTreffs, der seit Januar wöchentlich über Zoom stattfindet und an dem Benny als erfahrener Experte aktiv teilnimmt, kam das Thema „Hobbys“ auf: Wie wichtig es vor allem ist, dass jede/jeder unabhängig von Wohnort und Lebenssituation seine eigenen Hobbys pflegen kann, denn diese geben uns einen Ausgleich zum sonst oft stressigen Alltag. Dabei ist egal, welches Hobby man ausübt – Hauptsache der Spaßfaktor ist groß! Das Hobby unseres Inklusionsbotschafters Benny ist das Segeln. Um mehr darüber zu erfahren, haben Hannes und sein Assistent Maxim Benny vor einigen Wochen in seiner Wohngemeinschaft besucht. Folgendes hat er aus seinem Leben erzählt:
Nervosität liegt in der Luft, während sich die Besatzung auf dem Segelschiff aus 6 Mann auf den Wettkampf vorbereitet. Nicht mehr lange, bis es los geht, daher ist jeder an seinem Platz und hat seine eigene Aufgabe – der eine setzt das Segel, der andere kümmert sich um die Windkurbel. 14 bis 15 Boote kämpfen um den heiß ersehnten ersten Platz der Regatta. So auch unser Inklusionsbotschafter Benny, der stolz auf sein eingeschweißtes Team ist. Zusammen meistern sie jeden Wettkampf, wortwörtlich bei Wind und Wetter. Begeistert erzählt er Hannes und Maxim, was er schon alles auf dem Boot erlebt hat – von Platzregen zu Sonnenschein innerhalb von Minuten.
Regattasegeln ist Bennys Hobby, auch wenn die Situation anfangs komplettes Neuland für seine Crew war. Doch mittlerweile sind sie eine unzertrennliche Einheit geworden. Benny verdankt das vor allem seinem Freund Stefan, der ihm dies ermöglicht hat. Das Segeln ist ihm sehr wichtig, sodass er sich im September sogar frei nimmt, um sich darauf konzentrieren zu können. Dabei ist eine Regatta auf keinen Fall zu unterschätzen. Es bedarf eines professionellen Teams, das sich harten Gegnern stellen muss. Während eines richtigen Wettkampfes kann sich der Ton auch einmal verschärfen, denn in jedem Gruppenmitglied steckt ein großer Kampfgeist. Aber auch das ist Benny schon gewohnt, denn mittlerweile segelt er schon seit ungefähr 13 Jahren. Er setzt sich immer wieder neue Ziele, denn das Segeln wird nie langweilig. Eine Tour bei Sonnenuntergang mit seinen Jungs würde ihn reizen, genauso aber auch die 24-Stunden-Regatta „Rund Um“ am Bodensee. Das möchte er auf jeden Fall einmal erleben!
Natürlich gibt es für Benny auch den normalen Alltag außerhalb der hohen See. Zurzeit lebt er in der Wohngemeinschaft Wäschenbeuren mit 12 Mitbewohnern, möchte irgendwann einmal aber gerne in die Göppinger Stadt ziehen, da er ein echter Stadtmensch ist.
Seine Privatsphäre ist ihm ziemlich wichtig, daher kann er es nicht wirklich leiden, wenn jemand nicht anklopft, bevor er sein Zimmer betritt – da können wir ihn auf jeden Fall sehr gut verstehen. Aber glücklicherweise ist das kein Problem in der Wohngemeinschaft. Und wenn es doch ab und an zu laut wird, macht er einfach einen kleinen Ausflug in die Nachbarschaft. Dort hat er schon einige Freunde gefunden, denen er sehr gerne zur Seite steht, wenn sie Hilfe brauchen. Vor nicht allzu langer Zeit hat er zum Beispiel einem Nachbarn geholfen, seine Küche auszubauen.
Die passenden Fähigkeiten bringt er dazu auch mit, denn im Rahmen seines Berufsbildungsbereichs war Benny zwei Jahre lang in der Lebenshilfe in Jebenhausen tätig, wo sein Schwerpunkt auf der Haustechnik lag. Mittlerweile arbeitet er von Montag bis Freitag in der Metallverarbeitung, die sich in der Werkstatt der Lebenshilfe befindet. Dort kümmert er sich beispielsweise um die Herstellung von WMF-Produkten oder auch Skischränken – da werden dann auch schon einmal 4000 Stäbe am Tag gesägt, aber kein Problem für ihn! Im Gegenteil, Benny liebt Action. Da wundern wir uns nicht, dass er eine lange Zeit bei der Jugendfeuerwehr tätig war. Damals fand jeden Montag ein Übungsalarm in Göppingen statt. Auch in seiner Wohnung ging einmal der Rauchmelder los.
Leider ist Benny über 18 Jahre alt und darf daher keinen PA machen, was er natürlich sehr schade findet. Mit seinen Kameraden ist er aber auch heute noch in Kontakt und freut sich immer wieder, diese zu sprechen. Momentan wird organisiert, dass er an einer Übung teilnehmen darf – wir drücken ihm auf jeden Fall die Daumen und hoffen, dass das bald möglich ist!
Wenn Benny nicht arbeitet, macht er in seiner Freizeit viel Sport. Mit Liegestützen trainiert er seine Muskeln, um fit zu bleiben. Zudem geht er mittwochs und donnerstags zur Physiotherapie sowie freitags zur Ergotherapie. Ein ganz schön straffer Zeitplan!
Allerdings nimmt er sich auch gerne Zeit, um einfach abzuschalten und sich spannende Videos am Computer anzuschauen – ob über das Segeln, die Feuerwehr oder auch Autos, er kann sich für viele Dinge begeistern. Auch auf der Baustelle tobt er sich sehr gerne aus. Mit drei kompletten Werkzeugkisten und zwei Akkuschraubern hat er dafür auf jeden Fall das passende Equipment. Dank seiner Kenntnisse ist er sogar im Werkstattrat, das ist so etwas wie ein Betriebsrat.
Wenn einer seiner Kollegen ein Problem hat, kommen sie auf ihn zu und bitten ihn um Hilfe.
Und das ist noch nicht alles! Unser Benny ist auch ein Hobbyfotograf und hat sogar eine Spiegelreflexkamera. Er ist wirklich ein wahres Multitalent.
Trotz der vielen Aufgaben und Hobbys versucht Benny auch in dieser Zeit in engem Kontakt mit seinen Kumpels zu bleiben. Er chattet mit ihnen über WhatsApp oder verabredet sich via Zoom. Seine Freunde dürfen bei ihm auf keinen Fall zu kurz kommen.
Wir sind auf jeden Fall begeistert davon, wie Inklusionsbotschafter Benny Arbeit, Hobbys und soziale Kontakte unter einen Hut bringt. Langweile hat dort keinen Platz, denn er lässt sich immer wieder von neuen Zielen begeistern, die er motiviert verfolgt!
Autoren: Rafaela Gjini
Bilder: Hannes Hönes
Bildbearbeitung: Hannes Hönes