Mein Berufsbildungsbereich als Persönliches Budget (so nennt man meine Ausbildung)

 

Wer bin Ich?

Ich bin Hannes und ich bin 18 Jahre alt. Ich habe meinen BBB angefangen als ich 17 Jahre alt war, also im September 2019. Das ist besonders, weil man in dem Alter noch schulpflichtig, d.h. eine weiterführende Schule oder Berufsschule besuchen müsste. Die Sonderschule (SBBZ) oder auch eine Werkstätte für Menschen mit Behinderung (WfMB) war für mich nach der Realschule kein möglicher Weg. Ich wollte mich wie meine Schulfreunde frei für einen Beruf entscheiden. Die Menschen auf den verschiedenen Ämtern hatten mit mir dadurch ein wahres Problemkind! Es ist aber bisher auch nicht gewöhnlich, dass Menschen mit Beeinträchtigung ihren beruflichen Weg frei wählen können…Also kurz gesagt: Schon schwierig, wenn ich normal sein möchte. 😉 Deswegen haben wir uns mit Hilfe von der erfahrenen Annette Wanner, meiner Sozialpädagogin, einen anderen für mich passenden Weg gesucht – und mit dem BBB als Persönliches Budget auch gefunden.

In dieser Zeit habe ich total viel gelernt.

Ich arbeite zurzeit im Home-Office – aber nicht wegen des Lockdowns, sondern weil das bei meinem Beruf normal ist. Da ich hauptsächlich Bilder mache und Filme drehe, darf ich viel am PC sein. Der Lockdown hat meinen Arbeitsalltag nicht so sehr beeinflusst, deswegen konnte ich fast normal arbeiten – bis auf eine meiner liebsten Tätigkeiten, die menschliche Fotobox. Diese ist zurzeit leider nicht möglich, aber ich bleibe optimistisch, dass ich das in Zukunft wieder machen kann.

Meiner größten Lieblingstätigkeit, Interviews führen, konnte ich zwar die meiste Zeit online nachgehen, aber die Menschen über Zoom zu befragen, empfinde ich als eher anstrengend, da ich dann nicht wirklich die Gefühle sehen kann. Die Gespräche können je nachdem sehr unterschiedlich sein und machen ein spannendes Interview erst aus. Aus diesem Grund freue ich mich schon sehr darauf, hoffentlich bald wieder gegenüber von meinem Interviewpartner sitzen zu können.

Abschließend kann man also sagen, dass ich mit meinem Arbeitsalltag sehr zufrieden bin, da er in der Regel sehr abwechslungsreich ist und großen Spaß macht!

Da ich bei meinem Job den Tag über vor dem PC sitze, verbringe ich meine Freizeit bei schönem Wetter am liebsten an der frischen Luft mit meinem Liegefahrrad und meiner Familie. Wenn die Wetterlage einmal mies aussieht, dann beschäftige ich mich gerne mit Brettspielen oder mit meinem iPad.

Nach Feierabend versuche ich immer so viele Leute wie möglich zum Lachen zu bringen, weil ich das Gefühl habe, dass die Menschen oftmals zu ernst sind und ich finde, dass Spaß am Leben wichtig ist.

Wenn ihr auch etwas zum Lachen braucht, könnt ihr mir gerne auf Instagram (@hannes_hones_fotografie) folgen. Neben witzigen Beiträgen poste ich da täglich eine erfrischende Story, die schon für den ein oder anderen Lacher gesorgt hat.

Wie sieht meine Arbeitswoche konkret aus?

Ich arbeite täglich, jedoch habe ich keine festen Arbeitszeiten wie es so üblich ist, da ich mein eigener Chef bin. Dies hat Vor- und Nachteile, jedoch überwiegen die Vorteile für mich ganz deutlich.

Es ist sehr praktisch, dass ich einfach länger arbeiten kann, wenn ich Lust dazu habe. Oder auch weniger. Jedoch muss ich mich dafür auch immer wieder selbst motivieren, wenn ich lustlos bin. Aber das kommt eigentlich nicht oft vor. In der Regel freue ich mich immer sehr darauf, arbeiten zu dürfen – so muss es ja auch sein! Schaffen gehört ja schließlich zur schwäbischen Kultur wie Spätzle mit Soß‘.

Was ist ein BBB eigentlich?

BBB ist eine Abkürzung für Berufsbildungsbereich. Dieses Wort ist schwer, deswegen sage ich immer nur BBB.

Der BBB ist wie eine Ausbildung, die insgesamt zwei Jahre geht.

BBB ist eigentlich in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, aber ich möchte andere Sachen lernen, als sie dort möglich sind – ich mache meinen BBB also außerhalb einer Werkstatt und das ist möglich, weil ich für meinen BBB das Persönliche Budget nutze und damit meine Anleiter und Unterstützer bezahle. Beim BBB trägt die Arbeitsagentur sämtliche Kosten.

Wieso und wie arbeite ich außerhalb einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung?

Weil ich aufgrund meiner zwei linken Hände lieber mit meinem Kopf arbeite als mit meinem Körper! Genau deshalb habe ich mich dazu entschieden, lieber mit Hilfe eines Assistenten von zu Hause aus zu arbeiten. Home Office ist ja gerade eh im Trend, also fühlt es sich auch nicht außergewöhnlich an. Vielleicht bin ich auch der ursprüngliche Trendsetter und nicht Corona, schon einmal daran gedacht?

Ich mache übrigens eine Multimediale Ausbildung. Das bedeutet, ich nutze viele verschiedene Medien wie Bilder, Musik, Texte oder Ton (mithilfe von Computern).

Hinter mir habe ich ein großes und tolles Team, das mich super unterstützt, wenn ich einmal ein Blackout habe… also eigentlich immer. Jeder einzelne hat seine eigenen Aufgaben und spielt eine wichtige Rolle in meinem Leben.

Mein Team besteht aus insgesamt sechs Mitarbeitern. Es unterstützt mich dabei, die Aufgaben zu erledigen, die ich von meinen Auftraggebern aufgetragen bekomme.

Rafaela unterstützt mich beim Schreiben von Texten für Gemeinsam Leben e.V., die auf Facebook und der Homepage erscheinen, sowie für meinen privaten Instagram-Account.

Marius ist für die Homepage des Vereins verantwortlich. Er arbeitet mich mit viel praktischem Know-how in die Homepagegestaltung ein.

Jochen ist mein Photoshop-Guru, der mir immer weiterhelfen kann, auch wenn es nicht immer leicht mit mir ist.

Daniel ist das neueste Mitglied und wird mich in Zukunft beim Filmeschneiden unterstützen.

Der Rest meines Teams besteht aus meinen „Anleitern“, die mich täglich begleiten. Mit Maxim und Michi ist kein Tag langweilig. Und besonders cool ist es, wenn nach getaner Arbeit noch Zeit für ein Fifa-Spiel bleibt.

Ihr wisst ja – für die Work-Life-Balance und so. Die beiden können sich aber auch so nicht beschweren, es gibt schließlich jeden Tag köstliche und nahrhafte Bananenmilch sowie allerlei Gutes aus Mamas Küche. Für die Besten eben nur das Beste!

Normalerweise ist mein Wochenende sehr verplant. Hauptsächlich unternehme ich etwas mit meinen Freunden oder spiele Schach mit meinem Vater. Ich muss an dieser Stelle betonen, dass ich eigentlich so gut wie unschlagbar im Schach bin, also versucht es erst gar nicht, mit mir aufzunehmen! Außer ihr wollt halt verlieren – soll einen ja hin und wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringen.

Außerdem geht’s immer wieder zum Angeln, wenn das Wetter schön ist. Wir haben schon viele Karpfen geangelt und wenn mal eine Forelle herausspringt, dann wird die meistens auch am selben Abend noch verspeist. Muskelpakete wie ich müssen ja auch auf ihre Proteine achten.

Ansonsten bin ich vor Corona immer zu den VFB-Heimspielen gegangen. Das war immer witzig und süffig. Leider schaue ich die Spiele zurzeit nur noch vor dem Fernseher, aber Bier ist trotzdem dabei. Sonst ist das ganze ja nur halb so witzig. Ich sage damit nicht, dass man ohne Alkohol keinen Spaß haben könnte – aber warum denn nicht noch mehr Spaß haben? Man soll im Leben das nehmen, was man bekommt und ich greife ordentlich zu, wozu auch der Geiz?!

Nach diesem Text müsstet ihr mich eigentlich schon ganz gut kennen. Aber für diejenigen, die wie in der Schule fleißig mitgelesen und trotzdem nichts im Kopf behalten haben, gibt es jetzt noch eine kleine Zusammenfassung. Eine, die man beim Sitznachbarn abschreiben würde, weil man selbst zu faul ist und zu wenig weiß, um sie zu schreiben. Man darf es sich aber auch einfach machen im Leben, sonst ist der Spaßfaktor zu gering.

Also: Ich bin Hannes – in erster Linie ein ganz normaler Mensch (aber was ist eigentlich überhaupt normal?), geliebter Sohn, Bruder und zuletzt ein treuer Freund, der für jeden Spaß zu haben ist. Ach nee, zuletzt bin ich eigentlich ein toller Komiker, der selbst für jeden Spaß sorgt. Zumindest bekomme ich das immer wieder zu hören und die Leute werden mir ja kaum in’s Gesicht lügen… dafür sehe ich doch viel zu süß aus. Irgendwann werdet ihr einmal neidisch darauf sein, dass ich mit 40 Jahren noch wie 20 aussehe und ihr mit 50 wie 80! Meine Witze ecken übrigens manchmal auch an, weil ich mich selber einfach nicht zu ernst nehme – aber das ist mir ziemlich wurschd, um ehrlich zu sein. Hauptsache ich bleibe mir selbst treu und das sollte jeder von euch auch tun!

I däd saga, das war’s jetzt erst einmal von mir. Falls ihr noch Fragen habt, könnt ihr euch ja gerne bei mir melden. Außer am Wochenende – wie gesagt, da bin ich anderweitig beschäftigt und vielleicht auch außer Stande (obwohl ich ja eh nicht stehe), zu antworten. Lallen würde vielleicht noch gehen… Bis dann!

Autor/en: Hannes Hönes mit Maxim Fahle und Michi Seitz, Rafaela Gjini, Annette Wanner

Bilder: Hannes Hönes, Olaf Nagel