Es ist Mittwochnachmittag und – wie jede Woche seit November 2022 – geht Johannes in die Reittherapie auf dem Krettenhof zwischen Birenbach und Wäschenbeuren. Diese wird als Einzeltherapie vom Gesundheitszentrum Göppingen angeboten. Diesen Mittwoch begleiten ihn Inklusionsbotschafter Hannes als Fotograf mit seinem Assistenten Hendrik und Interviewerin Rafaela. Das Team-Hannes möchte einen kleinen Einblick bekommen, wie der Alltag von Johannes aussieht.

Wir merken gleich, dass Inklusionsbotschafter Johannes überhaupt keine Berührungsängste hat. Ob Pferde, Katzen oder Hunde – am liebsten würde der 4-Jährige mit allen gleichzeitig toben. Doch heute liegt der Fokus auf dem Pferd.

Zu Beginn muss der Isländer Snüdi erst einmal geputzt werden. Johannes holt zusammen mit seiner Reittherapeutin und der Geschäftsführerin des Gesundheitszentrums Dr. Katrin Hofmann die Utensilien aus dem Stall, bevor sich die beiden um den Isländerhengst kümmern. Nachdem das erledigt ist, kann es endlich richtig losgehen! Zuerst hat Johannes keine Lust, auf das Pferd zu steigen – aber das können wir ihm an diesem kalten und grauen Januartag überhaupt nicht verübeln!

Doch als Mama Eliza vorschlägt, das Pferd zu füttern, schüttelt Johannes den Kopf: „Erst reiten, dann füttern!“ Und weil Rituale für ihn wichtig sind, sitzt Johannes kurze Zeit später schon im Sattel und trabt mithilfe von Katrin über den Hof.

Währenddessen unterhalten wir uns ein wenig mit seiner Mama, die uns erzählt, dass Johannes nicht nur einen Riesenspaß an der Reittherapie hat, sondern sich im Laufe der Zeit auch seine sprachliche Entwicklung sowie seine Körperspannung und das allgemeine Körpergefühl verbessert haben. Denn beim Reiten wird das Gleichgewicht geübt. Zudem wird natürlich auch die Konzentrationsfähigkeit gefördert. Sich auf das Pferd zu konzentrieren, während um ihn herum ganz viel passiert, ist eine echte Herausforderung. Das Reiten tut Johannes also auf ganz vielen Ebenen gut!

Natürlich wollten wir auch wissen, was Johannes an den anderen Tagen der Woche macht. Vormittags geht der Inklusionsbotschafter in den Bahnhofkindergarten in Wäschenbeuren. An drei Tagen wird er für insgesamt zehn Stunden von seiner Integrationskraft begleitet. Er geht sehr gerne in den Kindergarten und genießt das Spielen mit den anderen Kindern.

Mindestens ein Mal in der Woche trifft sich Johannes mit Freunden – am liebsten auf dem Spielplatz, wo sie sich richtig austoben können. Auch den Waldeckhof in Jebenhausen besucht Johannes sehr gerne und freut sich an den vielen Bauernhoftieren. Wenn es mal etwas ruhiger zugehen soll, liebt es der Inklusionsbotschafter in die Bücherei in Wäschenbeuren zu gehen und dort ganz in die Welt voller Abenteuer einzutauchen.

Am Freitagnachmittag steht die Logopädie im Gesundheitszentrum auf dem Programm. Nach der Sprachförderung darf der Besuch im türkischen Supermarkt, ein Stockwerk tiefer, nicht fehlen. Denn die Therapie macht hungrig und das Fladenbrot muss gleich auf dem Nachhauseweg gegessen werden!

Die restliche Woche ist flexibel gestaltet, montags und donnerstags gibt es keine festen Termine. Die restliche Zeit wird vor allem mit der Familie verbracht! Johannes hat zwei große Brüder – Jonas und David – die freudig begrüßt werden, wenn sie von der Arbeit oder der Uni nach Hause kommen.

Wie ihr seht, ist Johannes Woche nicht vollgepackt mit Terminen, sondern zeichnet sich durch viel Freizeit und Flexibilität aus. Und das ist es eigentlich, was Mama Eliza vor allem durch Johannes gelernt hat. Nämlich jeden Tag zu genießen ohne groß Pläne machen zu müssen, denn meistens läuft es im Leben sowieso ganz anders, oder? Statt sich Sorgen zu machen, gehen Johannes und seine Familie das Leben Schritt für Schritt an und sind gespannt, was es Tag für Tag für sie bereithält.

Text: Rafaela Gjini

Bilder: Eliza Wahl, Hannes Hönes